12 Zweites Buch. Europa.
und hat einige besonders gute Arten (Merinos) geliefert^) Ziegen haben
dort, namentlich in felsigen Gegenden, mit hartblättrigen Stauden ihre eigent-
liche Heimat gefunden, zerstören aber auch viele Pflanzungen, die Seiden-
zucht ist weit verbreitet, vereinzelt die Cochenille" eingeführt. Die rei-
ßenden Thiere sind in England ganz, sonst größtentheils ausgerottet, außer
im O., wo sie noch manch Unheil anrichten. Die kleinen Plagegeister neh-
men nach S. immer mehr zu. Eigentümlich europäisch sind Reh, Mouflou,
Steinbock (fast ausgerottet), Gemse, Damwild, Auerochs (nur noch
in Litthauen in zahlreichen Exemplaren!) und Murmelthier u. a.
§ 193. Bevölkerung. Europa der dichtest bevölkerte Erdtheil
(1738 E. auf Iq M.). Die dichteste Bevölkerung im W., namentlich
Belgien (über 10 000 E. auf 1 ^M.), die dünnste im N. (In Norwegen
314 E. auf 1 ^Hm., im Gouvernement Archangel nur 20 E.).
Die Bevölkerung im Ganzen einheitlicher als in irgend einem andern
Welttheil, dabei aber zugleich im Einzelnen mannigfaltiger^) (Fig. 73).
Jslilndei"
.? £äi: Äk,r
Shellivnös
ituuiri-Li
Jnso-Germanen:
(6«rtttanen Invnm Kellen
%4>maiuti Velten«.Wtthaner > - J Maukasusvölt»r
Muven »«!!»!«!»> Griechen
Monzolisohe t Itzasken
Fig. 73.
Ethnographische Karle von Europa.
Abkürzungen: H.holländer, B. Vlämen, W. Wallonen, Cz. Ziechen, Wotj. Wotjaken, Tsch. Tscheremissen,
Tschuw. Tschuwaschen, Perm. Permiaken.
In Serbien, Griechenland, Spanien und Rumänien gibt es mehr Schafe als
Menschen, was nördlich nur in Großbritamen und Dänemark der Fall ist.
Zu § 193. i)Auch die Cultur in keinem Welttheil im Großen mehr iibereinstim-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa England Mouflou Litthauen Europa Iq_M. Belgien Norwegen Griechen
Monzolisohe Europa Perm Serbien Griechenland Spanien
A. Allgemeines. 13
Die Mehrzahl der Bewohner (über 19/20 sind K ankasier und zwar
überwiegend Jndoeuropäer (c. 15/i6)2). Es gibt 3 Hauptstämme:
1. Germanen (fast 100 Mill.), namentlich in Mittel und Nordwest-
europa wohnend, ziemlich rein und unvermischt erhalten, überwiegend von heller
Hautfarbe, blondem oder hellbraunem Haar, großentheils blauen Augen, groß,
in die 3 Gruppen der Deutschen (nebst Friesen, Holländern und Vlaemen),
Engländer und Scandinavier zerfallend, auch in Rußland, Ungarn
und Siebenbürgen verbreitet^).
2. Die Romanen, etwas minder zahlreich, hervorgegangen aus einer
Mischung der alten sehr verschiedenartigen Bewohner des römischen Reichs mit
anderen, meist germanischen Völkern, namentlich im S. und W. wohnend von
dunklerer Hautfarbe, mit dunkleren Haaren und Augen, von mittlerer Größe:
Italiener, Spanier, Portugiesen, Provenhalen, Franzosen,
Rumänen (Walachen - Wälsche) und kleine Reste von Rhätoromanen
(in Graubünden, Tirol und Friaul); sie reden Sprachen, die aus dem Latei-
nischen abgeleitet sind.
3. Die Slaven (c. 90 Mill.) im O., nirgend das Meer berührend,
sondern durch andere Völker davon abgedrängt^). Sie zerfallen in eine östliche
Gruppe (Russen, Rutheuen, Bulgaren), eine verwandte südwestliche
(Slovenen oder Winden, Kroaten, Serben) und eine nordwestliche
(Polen, Slovaken, Czechen^ und Reste von Wenden).
Unter diesen Völkerstämmen jetzt die Germanen die mächtigsten, welche
ihre Macht namentlich der Verbindung von nicht geringer Begabung mit
sittlicher Kraft und zäher Energie verdanken. Die Romanen, geistig nicht
minder begabt5), in der Cnltnr z. Th. den Germanen vorangegangen, feuriger
und beweglicher, doch auch leichter gesinnt und minder beharrlich, haben z. Th.
den Höhepunkt ihrer Macht einstweilen schon überschritten; die Slaven meist
in den großen Ebenen in den am meisten gleichartigen und sich gleich bleibenden
Verhältnissen wohnend, sind individuell weniger durchgebildet, bei dem Mangel
an Seeverkehr in enge Anschauungen gebannt, mehr an schweigenden Gehorsam
gewöhnt, z. Th. wie fröhliche, nachahmuugsliebende Kinder der Natur uoch
uäher stehend, in der Eultur bisher am wenigsten vorgeschritten, jetzt sich mehr
aufschwingend.
Berührungs- und Mittelpunkt dieser 3 Völkerbezirke die Alpen,
mend, zugleich aber nirgend durch die verschiedenen Völker und Stämme zu größerer
Mannigfaltigkeit und vielseitigerer individueller Durchbildung entwickelt.
2) Im Alterthum waren die Jndoeuropäer in sich noch deutlicher gegliedert. Sie
zerfielen in einen nordeuropäischen Zweig (Kelten, Germanen, Letto-Sla-
ven) und einen südeuropäischen (Hellenen und Jtaliker bez. Römer); als Ne-
benzweig kann man die hellenenähnlichen Pelasger unterscheiden-
3) Einer der edelsten deutschen Stämme, die Gothen, untergegangen oder mit
andern Nationen (Italiener, Spanier« verschmolzen.
4) Sie sind namentlich auch dadurch wichtig, daß sie die Verbindung mit Asien
vermitteln und diesem europäische Cultur zuführen.
5) Die Romanen für die Kunst reicher, für die Wissenscha ft en, namentlich die
abstracten, minder gut begabt als die Germanen. Sie haben ferner trotz ihrer man-
gelhaften Schulbildung mehr natürlichen Anstand und Lebensbildung als die Germanen,
dazu feineren Sinn für alle äußere Schönheit, und gefällige Form; körperlich entwickeln
sie sich im Allgemeinen allseitiger zu völliger Reife, während sich unter den Germanen
mehr emsnttg entwickelte Individuen (Stoff für Humor!) finden.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordwest-
europa Ungarn Polen
Europa. A. Allgemeines. 15
südlichen Germanen und den Westslaven verbreitet, durch straffe Organisation
(an ihrer Spitze der Papst), reiche Formen des Cultus und Werkthätigkeit
große, auch erziehliche Gewalt ausübend, z. Th. im Kampf mit den Staats-
gewalten begriffen, die sie nicht als übergeordnet betrachtet.
Die übrigen Christen Europas gehören zu etwa gleichen Theilen (je c.
75 Mill.) 1) der griechisch-katholischen, 2) den evangelischen Kirchen
an. Die erstere, in der von den niederen Geistlichen (Popen) keine hohe Bil-
dung gefordert wird, erhält ihre meist slavischen Mitglieder in kindlichem
ehrfurchtsvollem Glauben und ist auch sehr straff organisiert; an der Spitze
des größten Theils steht der Kaiser von Rußland. In den evangelischen
Confefsionen oder Kirchen, welche meist Landeskirchen, also auch unter
sich getrennt sind, dabei vielfach von einander abweichen, sucht sich das reli-
giöse Leben auf dem Grunde der Heiligen Schrift zu rechter Freiheit und In-
nerlichkeit zu entfalten. Ihnen gehören fast ausschließlich Germanen an, au-
ßerdem nur Schotten, Finnen und manche Letten und Ungarn.
In der Cnltnr steht Europa allen Welttheilen weit voran. Fast alle
seine Völker sind ansässig; nur 1 Mill. Nomaden leben im N. und O.;
Jäger- und Fischervölker sind ganz spärlich vertreten (Samojeden und
Lappen). Den Grundbestand der erwerbenden Thätigkeit bilden Ackerbau
und Viehzucht. Reiche Kornkammern namentlich in Rußland, Ungarn,
und Rumänien. Dagegen ist jetzt Deutschland ans einem vorwiegend acker-
bautreibenden Staat zu einem Industriestaat geworden. Industrie im W.
und in Mitteleuropa am stärksten entwickelt. Handel und Schifffahrt
gedeihen wie sonst nirgend auf der Erde und sichern Europas Ueberlegenheit
über andere Welttheile. Die Eisenbahnen überwinden oder durchbrechen
auch die Alpen. Die Telegraphen spannen sich nach Asien (und von da
nach Australien), Afrika und Amerika 6). Wissenschaft und Knnst blühen
namentlich in den romanischen und germanischen Staaten, in den meisten ger-
manischen ist auch schon seit längerer Zeit Schulzwang eingeführt und dadurch
die Elementarbildung gesichert, in den übrigen Staaten ist das Volk des Lesens
und Schreibens z. Th. noch nicht kundig.
Unter den Staatssormen herrschen die Monarchien vor, die, außer
in Rußland, zugleich freie Verfassungen haben. Die Türkei, die zum weitaus
größten Theil in Asien liegt, hat aber asiatischen Charakter und, trotz freier
Verfassung, viel Despotisches. Zwei Länder sind Bundesstaaten, die Schweiz
und das Deutsche Reich, jene in republikanischer Form, dieses in mo nar-
chischer Form, unter einem Kaiser stehend und aus Staaten verschiedenster
Art zusammengesetzt, die meist Könige und Fürsten an der Spitze haben,
z. Th. republikanische Gemeinden sind, eine ganz eigenartige Schöpsnng, die
in der Geschichte ohne Gleichen dasteht. Von den übrigen Staaten ist nur
Frankreich eine Republik^). Unter den Monarchien sind 2 Kaiser-
thümer (Rußland und Oesterreich-Ungarn).
6) 4 Kabel führen von Irland aus nach Neufundland, eins von Brest nach St.
Pierre, eins von Lissabon nach Pernambuco.
7) Seit 1870; früher nur vorübergehend Republik; einst gerade dort die Monarchie
sehr mächtig.
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Extrahierte Personennamen: Pierre
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ungarn Europa Ungarn Deutschland Mitteleuropa Europas Asien Australien Afrika Amerika Asien Deutsche_Reich Frankreich Irland Neufundland Brest Lissabon Pernambuco
B. Südeuropa. I. Die Iberische Halbinsel. 23
3) Des schönsten Klimas erfreuen sich die westlichen und östliche«,
vor Allem aber die südlichen Niederungen. Die Wärme hier größer als
sonstwo in Europa 3), doch zugleich durch die See gemildert. Hier gedeihen
Südfrüchte in herrlichster Fülle, Oelbäume von mehr als looojährigem
Alter — Spanien bedeutendstes Olivenland — Limonen- und Orangen-
haine in einer Pracht, wie selbst nicht in den andern beiden südlichen Halb-
inseln, Johannis brodbäume u. a. Dazu treten an günstigen Orten
Dattelpalmen, die in Europa allein hier Datteln, z. Th. sehr schöne,
erzeugen, Zwergpalmen, Cacteen (Cochenille^!), vereinzelt selbst
Zuckerrohr, Baumwolle, Agaven und Bataten. Ausgezeichnet und feurig siud
die Weine (Malaga, Xeres* oder Sherry, Portwein). Bis zu 1000 m
Höhe wird Wein, bis 1600 m Weizen gebaut. Die Huertas vou Murcia und
Valencia liefern in Folge ausgezeichneter Bewässerung z. Th. 3—4 Ernten im
Jahre. An sumpfigen Stellen wächst das für Anfertigung von Stricken sehr
brauchbare Espartogras.
In der Thierwelt fällt die große Zahl der Esel und Maulthiere auf,
die, meist statt der Pferde verwandt, mehr als 3mal so zahlreich sind wie
diese. Doch erzeugt Audalusieu treffliche Renner. Im S. schon afri-
kanische Thiere, Kameele, Affen (bei Gibraltar*), Ichneumons, Flam-
ingos u. a.
§ 199. Bevölkerung. Die Bewohner der Iberischen Halbinsel ein
romanisches Mischvolk. Aeueste Bewohner die Jberer, in den jetzigen
Basken (V2 Mill.) ziemlich rein erhalten, wohl aus Afrika eingewandert,
den Berbern verwandt, frühzeitig mit den von: N. eingedrungenen Celten zu
Celtiberern verschmolzen. Später das Land romanisiert, dann von
germanischen Völkern überflnthet, die besonders im N. noch stark vertreten
sind, doch auch sonst ihre Eigenart im Charakter der Spanier erkennen lassen.
Die Araber und Maureu, seit dem 8. Jahrhundert eingedrungen, haben
sich am längsten im S. gehalten, wo sie selbst den Charakter der Landschaft
beeinflußt haben; obwohl Hunderttausende von ihnen gewaltsam ausgetrieben
sind, leben jetzt doch noch c. 60 000 echte Moriscos in Spanien. Außer-
dem finden sich hier manche Neger, Mulatten und Creolen. 50 000 Zigeu-
ner tragen nicht wenig zur Romantik des Landes bei. Die Bewohner der
einzelnen Landschaften siud, gleich diesen selbst, viel mehr unter einander ver-
schieden, als dies in andern europäischen Ländern von gleichem Umfang der
Fall ist.
Der Castiliaiier, gleichsam das Urbild des Spaniers, stolz, von
starkem Unabhängigkeitsgcsühl, ernst, besonnen, gegen Andersdenkende oft
unduldsam, der Kirche treu ergeben, für de» Ruhm des Baterlandes eifernd,
zum Soldaten wie geschaffen, von ritterlichem Geiste, zu Zeiten leidenschaftlich
aufbrausend'). Merkwürdig ist, wie sich etwas vou dem ritterliche» Sinn
des Adels auch den untern Klassen mitgetheilt hat.
3) Gibraltar hat schon eine mittlere Jahreswärme von 20°.
Zu § >99. >) Er hält etwas auf gute Waffen, verachtet geringe Arbeit und alles
Niedrige, namentlich Lüge, Diebstahl und Meuchelmord, und ist sehr mäßig ^Sprichwort:
Oliven, Salat und Radieschen sind Speisen eines Ritters). Spanien namentlich in
Folge seiner Glaubenskämpfe zum Lande eines oft fanatischen Glaubenseifers geworden.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: B._Südeuropa Johannis
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Europa Malaga Murcia Valencia Iberischen_Halbinsel Afrika Spanien Spanien
24
Zweites Buch. Europa.
Den Castilianern verwandt ist der Aragonese, einst viel freiheitsstolzer
als jener, von hohem Gerechtigkeitsgefühl durchdrungen^). Der Catalonier
durch kaufmännischen Geist und Unternehmungslust ausgezeichnet. Die süd-
lichen Stämme im Ganzen feuriger, zumal ihnen maurisches Blut beige-
mischt ist; so schon bei den fleißigen, rachsüchtigen Valencianern, mehr noch
bei den Andalusiern, die mit oft glühender Phantasie Scharfsinn und
Redegewandtheit verbinden ^). Leidenschaftlich lieben sie Stiergefechte, Tänze
(Fandango) und Saitenklang, wie dies auch sonst in Spanien vielfach der
Fall ist').
Die Portugiesen sind beweglicher als die Spanier, freundlicher und
unternehmender, doch nicht so zuverlässig. Mehr auf die See hingewiesen,
haben sie einen freieren Blick, nähern sich aber im Charakter den Südfranzosen
(auch in Eitelkeit und Prahlsucht).
Die Sprachen sind romanisch bis auf das Baskische, das zu den agglu-
tinierenden Sprachen gehört (§ 57)5).
Die Religion ist fast durchweg die katholische, die in Spanien und
Portugal Staatsreligion ist. Obwohl Religionsfreiheit herrscht, werden die
Evangelischen, namentlich in Spanien, niit Mißtrauen angesehen und dürfen
mit ihrem Cnltus nicht an die Oesfentlichkeit treten.
Unter den Nahrnngsquellen spielt iu Spanien, da es einen vor-
züglichen Boden hat, Landwirthschaft und Anbau von Wein und Fruchtbäumeu
eine ausgezeichnete Rolle, z. Th. beträchtliche Überschüsse erzielend. Doch sind
2/ö des Bodens ohne Cultnr, in Portugal mehr als die Hälfte^).
Der Bergbau gewinnreich; die Halbinsel ist eines der metallreichsten
Länder in Europa. Schon in alter Zeit hier Silber gefunden und von
Phöniciern gesucht; früher selbst Gold in den Flüssen gefunden. An Blei
hier c. alles auf der Erde gewonnenen erzeugt. An Quecksilber Almadkn
reicher als irgend ein Ort der Erde. Auch Eisen, Kupfer, Zink, Schwefel
und Steinkohlen in großen Mengen vorhanden, Stein- und Seesalz reichlich
gewonnen. Aber seit Entdeckung Amerikas der Bergbau vernachlässigt, erst
neuerdings wieder aufblühend.
Hier einst Dominikaner- und Jesuitenorden entstanden; mit schauerlichem Ernst sah man
hier einst die aut os da fe (actus fidei), die Ketzerverbrennungen mit an; von
hier aus aber auch namentlich die Reform der katholischen Kirche zur Zeit der Refor-
mation ausgegangen.
2) Dies hat im Mittelalter in den politischen Formen einen wahrhaft glänzenden
Ausdruck gefunden (Justicia!). Au schneidiger Kraft übertrifft der freisinnige Aragonese
fast den Castilianer.
3) Sie sind dabei sehr freundlich und liebenswürdig, doch auch etwas eitel und
putzsüchtig-
4) Der Baske im N. ist heiter, gesellig und thätig und weiß Schulbildung recht
zu schätzen. Der biedere Bergbewohner Galiziens, der Gallego*, ist dem Schweizer
ähnlich.
6) Das Spanische ist dem Lateinischen an Pomp vergleichbar. In Catalonien
und Aragonien spricht man das Lemosinische, eine Abart des Provencalischen. Das
Portugiesische neigt zum Französischen, mit dem es z. B. die Nasallaute (n)
gemein hat.
6) Portugal hat namentlich sehr wenig Getreideboden (nur c. 8%), da es im Feld-
bau weit zurück ist, während es in Wein-, Garten- und Plautagenbau Besseres leistet
(ausgezeichnete Südfrüchte in Algarve!). Die Wälder in Portugal bedeutender als in
Spanien, nicht wegen besserer Bewirthschaftung, sondern wegen reichlicheren Regens.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Baskische Spanien Portugal Spanien Spanien Portugal Europa Galiziens Catalonien Aragonien Portugal Portugal Spanien
B. Südeuropa. Ii. Italische Halbinsel. 43
9000, bez. 8700, 8400 E. auf 1 ^M.) am dünnsten im So. und in
Sardinien (2700 bez. 1500 E. auf 1 s^Im.)
Der Abstammung nach 98 % Italiener, c. 150000 Franzosen,
wenige Albaneseu, noch weniger Deutsche, Slaven und Juden. Aber die
italienische Nation ans alten Jtalikern, verschiedenen Deutschen, Normannen,
Mauren u. a. zusammengemischt.
Die Italiener haben als Südeuropäer scharf ausgeprägte Züge, dunkle
Hautfarbe, Augeu und Haare; sie sind lebhaft, leichtlebig (mit großem
Behagen genießen sie alle Arten gesellschaftlicher Genüsse), sehr mäßig (das
Volk im S. lebt vielfach von Maccaroni. die hier vorzüglich zubereitet werden,
Obst, Wassermelonen, Gemüse, Muscheln und Seespinnen höchstens Fischen),
oft sehr leidenschaftlich, rachsüchtig, verschlagen (zur Erreichung ihres Ziels
haben manche auch Dolch und Gift nicht gescheut), reich begabt für die
Kunst, von angebornem Sinn für Schönheit auf allen Gebieten. Groß die
Zahl der Bettler; namentlich früher Banditen nicht selten, die ihr Ge-
werbe wohl mit religiösen Ceremonien verbanden ^). * <■ . a_ .
Die Religion fast durchweg römisch katholisch, *77/7" '^rr
Die Sprache italienisch, dem alten Lateinischen ähnlich, weich und für
den Gesang wundervoll geeignet (vokalreich). Der Toscanische Dialcct durch
Dante, Petrarca, Boccacio, Ariosto u. a. zur Schriftsprache emporgearbeitet^).
Unter den Nahrungsquellen spielt die Landwir thschaft eine
Hauptrolle, z. Th. durch gute künstliche Bewässerung gefördert. Die reichsten
Erträge liefert die Lombardei, das untere Arnothal, die Emilia und
Campanien. An andern Orten ist die Bodencnltur sehr zurück-
Zu § 207. i) Der Italiener liebt großentheils das dolce kar niente,* das
süße Nichtsthun, aber in verschiedenem Maße: die Bewohner im N. (mit mehr ger-
manischem Blut) sind im Ganzen sehr fleißig, als Arbeiter hochgeschätzt, sparsam, mit
wenigem zufrieden (auch sie gewandt); im S. sind dagegen die Bewohner in Folge von
jahrhundertelanger Misregierung sehr geneigt, in den Tag hinein zu leben, zumal das
Leben wenig kostet, und machen gern Feiertag.
Der angeborne Schönheitssinn des Volks äußert sich selbst in den unteren
Klassen; auch die geringste Frau versteht, Haar und Kleidung so geschickt zu ordnen,
daß der Maler sie gern zu Studien benutzt. Kein Land hat nach der Zeit des Alter-
thums so große Maler, Baumeister und Bildbauer hervorgebracht als Italien,
in dem sich jetzt die reichsten Kunstschätze der Erde finden. Auch die Entwickelung der
neueren Musik hat hier begonnen (Palästrinan Oper und Oratorien hier ent-
standen; noch jetzt finden sich hier mehr Opernhäuser und -gesellscha sten, als
sonstwo. Daher sind hieher Jahrhunderte lang Künstler und überhaupt Fremde als
nach dem gelobten Lande gewallfahrtet und reisen noch jetzt oft dorthin. Auch die Poesie
hatte hier herrliche Blüthen getrieben. Eigentümlich bei manchen die Gabe der Im-
provisation.
In keinem Lande hat sich der Charakter der Bewohner so auffallend geändert
wie hier. Die alten Römer ausgezeichnet durch Charakterstärke und Mannestugend, doch
von geringem Sinn für Kunst und Wissenschaft; die neueren Italiener oft weichlich,
aber in Bewunderung für Kunst und Wissenschaft schwelgend. Dennoch sind überein-
stimmende Züge vorhanden: diplomatische Gewandtheit, Neigung zum Aberglauben, leb-
hafter zu Mimik neigender Sinn. Eine Uebergangszeit bildet die Zeit der alten römi-
schen Kaiser, llebrigens erklärt sich die Veränderung namentlich dadurch, daß gerade in
Italien der christlich - mittelalterliche Geist seinen Mittelpunkt fand. Auch ist das Laud
in Folge seiner Cultnr ein ganz anderes, namentlich freundlicheres, geworden.
2) Dem alten lateinischen steht der sardinische Dialect am nächsten, in
welchem Verse gedichtet werden können, die noch ganz mit dem Lateinischen überein-
stimmen.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
46
Zweites Buch. Europa.
und mittleren Städte, z. Th. uralt, mit herrlichen Denkmälern oder Ruinen
geziert, in manchen Gebieten 3/i aller Bewohner umfassend. Dörfer fehlen
z. Th.; außer den Städten dann nur Villen und Höfe7).
Außer dem Königreich Italien umfaßt die Halbinsel nebst zugehörigen
Inseln jetzt noch Theile von Frankreich (Corsica!) und kleinere staatliche Gebiete.
Diese sind:
1. Die Republik S. Marino (P/s ^M. 8000 E.), unfern
Rimini, ältester unter den jetzt bestehenden Staaten Europas, der Sage nach
durch St. Mariuus 469 n. Chr. gegründet. Er hat eine gemäßigt demo-
kratische Verfassung. Stadt S. Marino.
2. Auch das Fürstenthum Monaco (V* Qm., 3000 E.) auf einem
vorspringenden Felsen unfern Nizza kann man hieher rechnen. Es ist ganz
von französischem Gebiet umschlossen und steht unter französischem Schutz.
3. Die drei Inseln Malta, Gozzo und Comtno (7 ^W., 150 000
E.), die beherrschende Position in der Mitte des Mittelmeers, gehören den
Briten. Hauptinsel Malta, das Sicilien seine buchtenreiche Steilküste, Afrika
seine Flachküste zukehrt^). Das Gebirge der Insel besteht aus Kalkgestein.
Die Insel jetzt trefflich cultiviert, die schönsten Orangen in Europa erzeugend,
dazu andere Südfrüchte, Wein, Baumwolle, Zuckerrohr u. a. Die Bevöl-
kerung sehr dicht. Die Malteser ein kühnes Schifservolk, die ländliche
Bevölkerung mehr spanisch-maurisch, die städtische mehr französisch - englisch.
Die Sprache ein seltsames Geniisch.
Hauptstadt Valetta (90 000 E.) nach dem Großmeister genannt,
der 1505 die Festnng so glänzend gegen die Osmanen vertheidigte. Die
Festung jetzt fast uneinnehmbar, z. Th. in Felsen gehauen, eine Hauptmassen-
Niederlage für England. Zugleich der Ort Freihafen, blühende Handelsstadt,
ein H uplmarkt für Nord-Afrika und wichtige Dampferstation. Auch auf
Gozzo 2 starke Forts, auf Comino eins.
§ 209. I. Oberitalien, bestcultivierter Theil mit der thätigsten Be-
völkerung').
1. Piemont (- Pedemontium, am Fuß der Berge)2). Hier in
neuerer Zeit die größte politische Energie entwickelt; daher Turin, alte Haupt-
stadt des Königreichs Sardinien, auch eine Zeit lang Hauptstadt des König-
reichs Italien. Später die Hauptstadt nach Florenz, 1870 nach Rom verlegt.
Die Bewohner der Landschaft arbeitsam, von scharfem Verstände, energisch,
7) Manche Städte ausgezeichnet durch anmuthige Lage, auf Bergen, die bei der
Gründung wegen des Schutzes, den sie gewährte, ausgewählt wurde, andere haben
meilenweit hinziehende Vorstädte.
8) Einst durch Phönicier besiedelt, dann karthagisch, römisch, arabisch, dann zum
Königreich Sicilien gehörig, 1530 durch Karl V. den Johannitern (Maltesern)
geschenkt, 1798 durch Bonaparte überrumpelt, 1800 von den Eng l änder n genommen.
Zu § 209. Im Alterthum lagen hier Ligüria, Gallia cisalpina (eispadana
und transpadana) und Venetia.
2) Zu den ältesten Bestandteilen des Herzogthums Savoyen gehörig, aus dem
1713 eiu Königreich (seit 1720 Königreich Sardinien), 1860 das Königreich Italien
hervorgieng.
Das Königreich Italien.
5400 Ihm. 28 Mill. E.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Frankreich Rimini Europas Monaco Nizza Malta Gozzo Malta Sicilien Afrika Europa Valetta England Gozzo Oberitalien Sardinien Italien Florenz Rom Sicilien Gallia Herzogthums_Savoyen Sardinien Italien Italien
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Zweites Buch. Europa.
5. Im Nw., am Schar Dagh eine Biunenlandschast, das alte
Paeonia und Dardania. Hauptort Prisrend (35 000) am Passe über
den Schar Dagh, eine der reizendsten und gewerbfleißigsten Städte der Türkei
mit hoher Citadelle.
6. In Nordalbanien noch manche freie, oder nur dem Namen nach
unterworfene Albanesen, in der alten Sitte fortlebend, ein wildes Geschlecht,
oft in Fehde nach außen und innen begriffen, noch immer bewaffnet, wohl
selbst den Acker mit den Waffen au der Seite bestellend. Manche Römisch-
Katholische.
Skutan (Schkodra; 20 000 E.) am Drin unfern des Sees von
Skutäri.
Dura zz o (Dyrrhachium, Epidamnus), jetzt unbedeutend, im Alterthum
Ueberfahrtsort von Italien her, mit flachem Strand; daher konnten die kleinen
Schiffe der Alten besser anfahren.
7. Ep i rn s (Südalbanien) und Thessalien, überwiegend von Griechen
bewohnt, letzteres fast ausschließlich, im ersteren auch manche Albanesen. Türken
wohnen nur in Thessalien, auch da nur in kleiner Zahl als Herrenstand.
Der südliche Theil soll nach der Berliner Conserenz (1878) an Griechenland
abgetreten werden. Nördlich reichen diese Landschaften weiter hinans als das
alte Epirus und Thessalien, im W. bis c. 41" N. Br., im O. über den
Olymp hinaus. Die albanesischen Bewohner der Gebirge z. Th. räuberisch,
doch ungemein tapfer^).
In Thessalien: Larissa oder Jen isch e h r (-Neustadt; 30 000 E.)
im Mittelpunkt der Tiefebene am Salamvria liegend; Fabrikstadt (Rothfärberei
und Seidenindustrie).
In Epirus: Jsnina (30 000 E.) im W. des Sees von Iänina,
auch Industriestadt (Goldstoffe, Seidenwaaren, Marroguius u. a.). Unfern
einst Dodona U).
8. Fast gauz in österreichischer Verwaltung befindet sich: Bosnien mit
Hertzegowina (c. 950 Qm., über 1 Mill. Einw.) und Türkisch
Kroatien (im Nw.), der „illyrischen Schweiz". Die ländliche Bevölkerung
meist christlich, von mohammedanischen Edelleuten bedrückt15). Auch hier manche
römische Katholiken.
Hanptstadt Sera je wo" (50 000 E.) schön an der oberen Bosna im
!2) Als Klephthen (= Räuber) haben sie sich lange den Türken gegenüber
unabhängig behauptet und später Manches im griechischen Befreiungskampfe geleistet:
berühmt die Snlioten im Gebiet des alten Acherön, die mit den Türken fast. llh
Jahrhundert einen Krieg bis auf's Messer geführt, bis sie endlich 1822 auswanderten.
") Arta am Arta ist das alte Ambräkia, einst Residenz von Pqrrhus. Der
Busen von V 0 l 0 (pagasaeische B.) einst Wiege der griechische» M arine (Argonautenzug!)
Dort Jolkos, später Demetrias, einer der Schlüssel Griechenlands und Pägäsae. Im
Innern Pberae, Sitz von Tyrannen. Im Alterthum Thessalien berühmt durch Rosse-
zucht und gute Reiterei. Da die Ebene fruchtbar war, wurden die Bewohner früh üppig
und unmäßig. Von den Hauptsitzen griechischen Lebens fern, haben sie in griechischen
Angelegenheiten nie eine große Rolle gespielt, es aber oft mit dem Feinde Griechenlands
gehalten.
\b) Bosnien im 12. Jahrhundert mit Ungarn verbunden, dann serbisch, später
wieder frei seit c. 1400 von den Türken abhängig, später türkische Provinz. Hier und
in der Hertzegowkna brach 1875 der Aufstand aus, der Veranlassung zum russisch-
türkischen Krieg 187 7/78 wurde.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
B. Südeuropa. Iii. Die Griechische Halbinsel.
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An der Bulgarischen Morawa: Alexinatz (4000 E>), wo 1877
mehrere Schlachten geschlagen wurden.
Südlicher: Nisch (16 000 E.) an der Nisfawa, als Naissus Geburts-
ort Constantins des Gr.
§ 221. Fürstmthum Atontenegro oder Czernagora (= Schwarzes
Gebirge, 172 Qm., fast 300 000 E.).
Es ist ein gebirgiges, wenig fruchtbares Land, das sich kaum selbst
ernähren kann, berührt jetzt auch in schmalen Streifen das Meer (bei Anti-
wari) und liegt ganz im Machtgebiet von Oesterreich. Wenig Ackerboden,
meist Weiden (daher viel Viehzucht), einiger Wald. Die Bewohner Slaven,
sehr kriegerisch, immer bewaffnet, in patriarchalischen Zuständen lebend. Sie
besitzen die Tugenden eines Naturvolks, sind aber im Kampfe auch grausam.
An der Spitze ein erblicher Fürst. Neben ihm ein Rath, der aus
Geschlechts- und Familienhäuptern, Kreis- und Bezirksvorstehern besteht.
Rußland zahlt Unterstützungen. Eigentliche Städte erst durch de» Berliner
Vertrag erworben. Dahin gehören im S. die Festung Podgoritza (7 500
E.) und der Hafen Antiwari (3000 E.), in dem aber keine Kriegsschiffe
gehalten werden dürfen, mehr im N. die Festung Nikfch itj, im letzten Kriege
hartnäckig umkämpft.
Hauptstadt bisher Cettinje^, ein Dorf mit nur 500 Einw.
§ 222. Das Königreich Griechenland (910 Qm. 11/2 Mill E.
1600 auf 1 Dm.)
Das jetzige Griechenland kleiner als das alte, das mit Thessalien, Epirus
und den Inseln c. 1600 ^M. zählte. Das Land durch die Gebirge stark
in einzelne Landschaften zertheilt, deren Einigung im Alterthum nicht gelangt,
wohl aber in der Neuzeit, in der sich kleinere Staaten weniger behaupteten.
Bevölkerung fast durchweg Griechen (nur 40000 Arnauten, 30 000
von anderen Nationen), Abkömmlinge der alten Griechen, denen nur wenig
slavisches und italienisches Blut (letzteres wegen des venetianischen Besitzes) bei-
gemischt ist. Die griechische Sprache dem alten Griechischen viel ähnlicher
als irgend eine romanische dem alten Lateinischen^).
Die alten Griechen sind die Lehrer ganz Europas geworden, zunächst
der Römer, seit dem Erwachen des Humanismus aber auch der neueren
Natioueu. Sie haben die einfachen Muster auf fast allen Gebieten der
Künste und Wissenschaften in noch giltiger (klassischer) Weise aufgestellt,
z. Th. selbst die des Staats- und Gemeiudelebeus. Vor Allem wareu sie
ausgezeichnet durch seltene Klarheit und Schärfe des Geistes (anch wohl
Verschlagenheit), hohen Sinn für Schönheit, namentlich sinnlich wahrnehm-
bare, vor Allem plastische, durch maßvolle Beso nn en h eit, gesunden Sinn,
Strebsamkeit (Wanderlust!), große Energie, schwungvolle Hingabe
an die höchsten Aufgaben des Lebens, edle Freiheits- und Vaterlands-
Zu § 222. *) Zwischen diesen Landschaften finden starke Gegensätze statt, so zwischen
den üppigen Ebenen von Thessalien und Böotien und den sonst meist ge-
birgigen Ländern, dem geschlossenen Lande Lakonien und dem ganz auf die
See hingewiesenen Attika.
2) Nur c. 130 Vocabeln sind aus dem E lavischen in's Neugriechische hinübergenommen.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
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Zweites Buch. Europa.
Sumpf, großentheils ausgezeichnetes Marschland mit reichen Erträgen an Ge-
treide. Ebenso das Hügelland z. Th. sehr fruchtbar, auch zahlreiche Obst-
Haine, Weingärten und prachtvolle Wälder (Eichen, Buchen, Nußbäume, Ka-
stanien u. a.!) tragend.^)
Das Klima sehr contirnntal: kalte Winter (bis —26^) und warme nicht
eben regenreiche Sommer. Bei der Schneeschmelze oft große Überschwem-
mungen^).
Bevölkerung ganz überwiegend Rumänen.^) Von Germanen und
Slaven werden sie Walachen (- Welsche) genannt. Sie sind begabt, gastfrei,
heiter und gutmüthig, zwar durch Jahrhunderte langen Druck und Armuth
heruntergekommen 7), schwach und mißtrauisch, aber unter Führung eines ein-
sichtigen Fürsten (Hohenzollern) jetzt emporstrebend. Von den Adlichen (Bo-
jaren) verprassen die Vornehmeren ihr Geld gern auswärts, namentlich
in Frankreich und erhalten dadurch einen Firnis von Bildung, ermangeln aber
tüchtiger Durchbildung und sind dabei, weil sie möglichst viel Antheil an der
Regierung haben wollen, von unruhiger Haltung, die zahlreichen andern zu
unvermögend; ein bemittelter Bürger- und Bauernstand fehlt; die Bauern
sind meist sehr verschuldet. — Außerdem gibt es im Lande c. 300 000
Zigeuner (hier griechisch katholisch), fast eine Nation bildend, ziemlich eben
so viel Juden und 150000 Armenier. Türken dürfen sich nicht nieder-
lassen8).
Die Religion ist fast durchweg die griechisch ka th o li sch e; die Kirche
ist selbständig und steht unter den Metropoliten von Bukarests und Jassy*.
Die meisten Bewohner (c. 2k) leben von Landwirtschaft, da Rn-
mänien, obwohl gar nicht rationell bebaut, eine der ersten Kornkammern Euro-
Pas ist, und von Viehzucht (auch Riudviehzucht). Bergbau auf Stein-
salz getrieben; auch sindet man viel Petroleum. Die Schätze an Erzen
und Steinkohlen noch unangerührt. Industrie wie auch sonst in ackerbau-
treibenden inneren Tiefländern zurück, meist nur im Hanse betrieben. Der
Handel meist in Händen von Juden, die deshalb manchem Haß und Ver-
folgungen ausgesetzt sind, Griechen und Armeniern. Die Eisenbahnen in
4) Arn mindesten begünstigt die Kleine Walachei im W. der Aluta, vom Schyl
durchströmt.
b) Die Donau, schon an sich von vielen Lachen und Sümpfen auf dem nördlichen
Ufer begleitet, tritt dann oft weithin über, so daß aller Berkehr mit dem südlichen Ufer
stockt. Daher den Russen 187 7 der Uebergang so erschwert.
6) Außerhalb Rumäniens leben in der Türkei, Rußland und Oesterreich - Ungarn
noch c. 4 Mill. Rumänen.
7) Wie in andern ackerbautreibenden Tieflandsstaaten hat hier die Leibeigenschaft
bis in neuere Zeiten (1859) gedauert.
8) Das Land einst durch Trajan als Theil Daciens dem römischen Reich einver-
leibt, nach der Völkerwanderung eine Zeit lang zum bulgarischen Reich gehörig. Dann
bildeten sich 2 freie Fürstenthümer. Aber 1391 wurde zunächst die Walachei, 1511
die Moldau von den Türken abhängig. Später beide Länder durch türkische Statthalter
(Hospodare) verwaltet, Man wählte dazu gern Fanarioten, Griechen aus dem
Fanar bei Stambul, die gewandte Diplomaten waren und griechische Bildung, jiber auch
Sittenverderbnis mitbrachten, namentlich in die Familien der Großbojaren. Seit 1829
durften sich die Rumänen ihre Hospodare selbst wählen, 1858 wählten aber beide Fürsten-
thümer, gegen die getroffenen Bestimmungen, einen Fürsten, der beide vereinigte und
schließlich auch durch den Sultan anerkannt wurde. Seit 1878 ist das Land ganz un-
abhängig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Donau Oesterreich Ungarn Stambul